Unbekannte Österreichische Rebsorten


Gestern war ich auf einer sehr interessanten Probe. Nicht, weil ich eine Rebsorte kennengelernt habe, die ich noch nicht kannte, sondern weil ich ein paar Weine neu entdeckt habe, die ich eigentlich verschmäht habe, vor allem den Roten Veltliner. Aber nun direkt zu meinen bescheidenen Aufzeichnungen. 

2014 Furmint vom Sandstein, Herrenhof Lamprecht


Ein Gut über das ich sowieso mal schreiben wollte. Extrem nette und passionierte Winzer aus der Steiermark. Nicht nur der grandiose gemischte Satz, auch die Rotweine sind einfach überzeugend. Den Furmint hatte ich noch nicht probiert. Spontanvergoren, das erklärt auch die Nase. Erinnert an einen Village Burgunder, Honigwaben, Safran, Haselnuss, Karamell. Eine schön integrierte Säure hatte er auch noch. So sollte für mich Furmint schmecken. Der Wein war dicht, cremig und stoffig, wahrscheinlich durch wenig Filtration. 4,5/6

2015 Roter Veltliner Altweingarten, Weingut Schuster
Dieser Rote Veltliner kommt aus Wagram. Blind schon beim riechen ohne probleme als solcher identifizierbar, am Gaumen genauso. Leider für mich ein Beispiel wie ich Roten Veltliner nicht mag. Reifer Apfel und Birne, Mandel und Marzipen, zu breit und gleichzeitig nicht konzentriert genug und dafür aber relativ wenig Druck. Und das dann noch mit 13% Alkohol. 3/6

2015 Leithaberg DAC Weiß (Neuburger), Lichtenberger Gonzalez
Von einigen wenigen eindeutig als Neuburger identifiziert, der Rest meinte einfach nur der Wein korkt. Das lag vor allem auch daran, dass der Wein nicht grazil, sondern eher schwach auf der Brust war. Nicht nur an der Nase, auch am Gaumen war der Wein verhalten. Das Weingut vom Neusidlersee macht eigentlich exzellenten Wein und mit 2015 kann auch nicht viel schief gelaufen sein. Die Gruppe war sich uneins, ob das jetzt der Wein oder ein Korkfehler war. Keine Wertung.

1999 Neuburger Solist Kremser Kögl, Kirchmayr


Zum Glück wurde dann schnell dieser Neuburger gebracht um die Runde vom Neuburger und vor allem von seinem Reifepotential zu überzeugen. Der Wein ist nicht nur zu 100% Sortentypisch sondern begeisterte die Runde ausnahmslos. Eine tiefe Nase mit den typischen Neuburger Noten von Salzpflaumen Dörrobst Salzkaramell. Am Gaumen dann unglaublich facettenreich und offen. Geröstete Walnüsse und Haselnüsse zusammen mit dem gedörrten Rosinen und Marillen zusammen mit Orangenzeste und Waldhonig und nicht zu vergessen die immer präsente reife saline Note die diesen dichten und tiefen Wein auszeichnet. 5/6

2015 Gemischter Satz Nussberg, Mayer am Pfarrplatz
Nur einmal kurz schnuppern und man erkannte diesen schönen typischen gemischten Satz. Für mich überraschend: Nicht nur Grüner Veltliner, Riesling und Rotgiplfer sondern auch Zierfandler und Neuburger fanden ihren weg in die Parzelle. Im Stahltank ausgebaut ist das ein klarer fruchtbetonter Wein. Ich habe meine Notizen verlegt, aber erinnere mich an einen der schönsten Vertreter der Wiener Weine. Frischer grüner Apfel, ein bisschen Steinobst, geradeheraus. 3,5/6

2015 Zierfandler Badener Weg, Biegler
Ein mir unbekanntes Weingut aus der Thermenregion. Regionstypisch, ein bisschen wenig Frucht und viel Vanille und cremigkeit vom Holzfass. Für mich ein bisschen zu Fett, aber ein schöner Vertreter. 3/6

2015 Spätrot Klassik, Gebeshuber


Ein frischerer und fruchtiger Vertreter aus Thermenregion vor allem im gleichen Flight mit dem Badener Weg. Spätrot ist Zierfandler und Rotgipfler. Dieser Wein hat nur einen Stahltank gesehen, was ihm immens gut getan hat. Immernoch fett, aber angenehm fett und cremig und durch die intensive Apfelfrucht wundervoll ausbalanciert. Zwar auch mit 13,5% Alkohol, hier spürt man ihn aber weniger. 4/6

2015 Rotgipfler Rodauner, Alphart


Blind hält man den Wein glatt für einen Grünen Veltliner. Für einen sehr guten aber. Hier ist alles was ich von einem GV erwarten würde. Frischer, saftiger fruchtiger Wein, nicht fett aber sehr tief, gelbfruchtig und enorm vielschichtig. Das zweite Wow kam mir dann, als ich den fast lächerlichen Preis hörte. Hier kann jemand mit dem Holzfass und dem Stahltank und vor allem mit seinen Trauben umgehen. Was die Thermenregion Weiss angeht, mein neuer Favorit. 4,5/6

2014 Zierfandler Mandelhöh, Stadlmann


Nochmal die Thermenregion. Von der Farbe und Nase her machte der Wein eher den Eindruck eines fünf bis zehn Jahre alten Zierfandlers. Auch am Gaumen eher reife Töne. Ein spannender Säurebogen mit getrockneten exotischen Früchten und einer gewissen Salzigkeit. Der extrem kurze Abgang und die eher dünne Struktur waren ungewöhnlich und entscheidend für die letztendlich 3,5/6.

2013 Gondwana Roter Veltliner Orange, Josef Fritz
Schon fast ironisch, wenn ein Hersteller der weder biodynamisch anbaut noch naturnah im Keller arbeitet einen Orange-Wein herstellt. Ich würde mich gerne vom Gegenteil überzeugen lassen, dieser Wein tat es allerdings nicht. Die Gurkennote die sich durch den ganzen Wein zog war nicht wirklich schön. Gurke mit Karamell Toffee und viel zu wenig Säure. Tannine waren ebenfalls keine vorhanden. Es fehlte also an Grip. 2,5/6

2013 St. Laurent, Umathum
Der einstiegs St.Laurent des Weinguts aus Frauenkirchen im Burgenland. Schnörkelloser und leichter St. Laurent und ein passender Einstieg in die kurze Rotweinrunde. Viel Kirsche und Säure, nicht zu aufdringlich. 3/6

2009 St Laurent Altenberg, Pittnauer


Nochmal Burgenland, diesmal vom „Großmeister“ des St. Laurent. Ich mag die dem Pinot Noir verwandte Rebsorte sehr. Und habe auch wenige gesehen die so gut damit umgehen können. Der Wein ist fantastisch, spannende Säure, Kirsche, nochmal Kirsche, dann Schokolade, Taback und viel Tiefe. Der Wein ist extrem grazil, frisch und Straff ohne dabei zu einfach zu wirken. Sehr intellektuell und feminin, wie ich meinen Rotwein mag. 4,5/6

2012 Roter Veltliner Steinberg, Josef Fritz


Hier war Josef Fritz in seinem Element und hat einen wirklich fantastischen Wein produziert. Fast auf dem Level des Alphart, allerdings auch halb so teuer. Spontanvergoren und in großen, alten Akazien-Barrique ausgebaut. Die Rebsorte wurde mit viel Erfahrung und Feingefühl angegangen und so kann der Wein auch noch ein bisschen älter werden. Ich werde mich in Zukunft dem Weingut nochmal annähern. Unreife Birne und ein toller Charakter. 4/6

2012 Furmint Vogelsang, Michael Wenzel


Michael Wenzel kommt aus Rust. Die Trauben werden im Ganzen gepresst und in alten Barriques spontanvergoren. Der Wein wird nur ein bisschen gefiltert. Und er ist fantastisch. Da werden Erinnerungen an die Flaggschiff Chenin Blanc Weine von Nicolas Joly wach. Salty Peanut Butter, Honig, Quitte. Der Wein ist herb und dicht gewoben gelbfruchtig saftig durch und durch. Ich bin beeindruckt, was man so alles mit Furmint machen kann und werde mir sicher ein paar in den Keller legen. 5,5/6

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